+49 (0)69 93 99 080-0

Chirurgischer Eingriff im Sana Klinikum

Rückbau eines Luftschutzbunkers im ehemaligen Offenbacher Stadtkrankenhaus

von Dipl.-Ing. (FH) Simon Zeller

Mit dem Bau des neuen Haupthauses wurde bereits im Jahr 2010 der erste Schritt der Neugestaltung des ehemaligen Städtischen Klinikums in die Wege geleitet.
So entschied sich der neue Betreiber, das Sana Klinikum Offenbach, im Jahr 2014 schließlich ebenfalls zum Bau der „Neuen Mitte“, die als neuer Zugangsbereich zum Neubau dienen soll.
Darum wurde die ebenfalls in Offenbach am Main ansässige Firma Robert Zeller GmbH mit dem Rückbau der ehemaligen Strahlentherapie sowie der Wäscherei beauftragt.

Die Räumlichkeiten der Strahlentherapie waren in einem während des 2. Weltkrieges erbauten und später revitalisierten Luftschutzbunker untergebracht. Die Abmessungen des Bunkers beliefen sich auf ca. 45 m x 22 m. Die maximalen Bauteilstärken erreichten etwa 1,50 m.
Im Norden an das abzubrechende Gebäude befand sich –direkt angebaut- das „Haus B“ des Klinikums. Hierin waren unter anderem die EDV-Abteilung, die Hygieneabteilung sowie das Palliativ-Team des Klinikums untergebracht.
Südlich des Bunkers verlief die sogenannte Querbrücke, die als Verbindung zwischen Parkhaus und Zugang zum Neubau fungierte. Diese konnte während den Abbrucharbeiten nur in Ausnahmefällen für kurze Momente gesperrt werden.

Das Wäschereigebäude war ein Stahlbeton-Skelettbau, mit einer Gesamtkubatur von etwa 17.000 m³ u.R. Hierauf soll jedoch im vorliegenden Bericht nicht näher eingegangen werden.

Da das Arbeiten mit schweren Hydraulikhämmern aufgrund von Lärm-und Erschütterungen nur in besonderen, mit der Klinikleitung abzusprechenden Sonderfällen gestattet war, entschied man sich, den Bunker in einem kombinierten Verfahren aus Lockerungssprengungen und Abbruch mit Abbruchzange durchzuführen.

Doch bevor es so weit kommen konnte, mussten noch diverse Vorabmaßnahmen durchgeführt werden:
Im nördlichen Bereich existierten noch zahlreiche Öffnungen, die früher als Verbindung in das noch in Betrieb befindliche Haus B dienten. Diese mussten vor Beginn der Abbrucharbeiten wasser-und staubdicht verschlossen werden.
Da der Abbruch der beiden Bodenplatten nicht vorgesehen war, mussten die verbliebenen Kellerräume vor Durchführung der Abbrucharbeiten mit Flüssigboden verfüllt werden.
Dieser Schritt war notwendig, da die Gründungen aufgrund der fehlenden Auflast aufzuschwimmen drohten.
Hier stellte sich im Besonderen die Koordination zwischen den laufenden Entkernungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen und dem Einbringen des Gemischs aus Boden und Zement als schwierig dar.
Insgesamt mussten ca. 4.500 m³ Flüssigboden hergestellt, transportiert, gepumpt und eingebaut werden, welche eine Druckfestigkeit von mind. 0,8 N/mm² erreichen mussten.

Weiterhin waren im Vorfeld diverse Sanierungsmaßnahmen erforderlich:
ca. 40 lfdm Rohrverkleidung aus Promabest
22 Türrahmen mit asbesthaltigen Dichtungsschnüren
1.300 m PCB-haltige Fugenmassen
750 m² Taubenkotsanierung
200 m² asbesthaltige Dachpappe
sowie Brandschutzklappen, Flachdichtungen, NH-Sicherungen, Brandschottungen etc.

Die größte Herausforderung bestand jedoch darin, die bis zu 1,50 m starken Stahlbetonbauteile des Luftschutzbunkers emissionsarm abzubrechen und währenddessen den laufenden Betrieb im direkt angebauten Nachbargebäude, welches die EDV- sowie Hygieneabteilung und das Palliativteam des Klinikums beinhaltete, aufrecht zu erhalten.

Darum erstellte das Büro Dr. Lichte im Vorfeld zur Abbruchmaßnahme eine Erschütterungsprognose, aus der die zulässigen Sprengstoffhöchstmengen zu entnehmen waren. Diese betrugen im Bereich des Nachbargebäudes lediglich ≈0,25 kg/Zündzeitstufe, wodurch hier ein erhöhter Bohraufwand notwendig wurde. Die Erschütterungen wurden während der Abbruchphase von sechs Messgeräten dokumentiert.

Um auch die mit den Bohrarbeiten zusammenhängenden Lärmemissionen in den Griff zu bekommen, wurden die Bohrarbeiten mit einem lärmgekapselten, elektrisch betriebenen, funkferngesteuerten Bohrgerät durchgeführt.
Mit diesem Gerät konnten täglich ca. 60 Bohrlöcher erstellt werden, welche noch am gleichen Tag in zwei verschiedenen Zündgängen gezündet wurden.
Es wurde mit elektrischen Kurzzeitzündern sowie Patronen im Durchmesser 28 mm gearbeitet.

Bereits die erste Sprengung am 25.03.2015 hatte gezeigt, dass das gewählte Bohrraster sowie die Bohrlochlängen und die Lademenge richtig gewählt wurden und damit das gewünschte Ergebnis erzielt wurde.

Nach Beendigung der Sprengarbeiten konnte schließlich der maschinelle Abbruch beginnen. Hierzu wurde als Schlüsselgerät ein Liebherr R974 mit einer Abbruchzange NPK S 100
(Öffnungsweite 2,20 m) eingesetzt. Als Hilfsgeräte assistierten zwei Kettenbagger vom Typ Volvo
EC 220 die den Bunkerbeton nachbearbeiteten.
Für die Patienten, Ärzte und Mitarbeiter des Klinikums war der Rückbau des Bunkers, insbesondere die durchgeführten Sprengarbeiten eine willkommene Abwechslung zum Klinikalltag.
Für die Projektbeteiligten hat sich gezeigt, dass sich die Wahl des Verfahrens als die Richtige herausgestellt hat, weshalb auch die Arbeiten termingerecht fertiggestellt werden konnten.

Impressionen

Aktuelles